Milchlinge

Rosascheckiger Milchling (Lactarius controversus)

 

Hier möchte ich einen sehr groß werdenden Pilz präsentieren, den Rosascheckiger Milchling. Man findet ihn, in Reihen und Ringen, bei Pappeln und Weiden, mit denen er eine Mykorrhiza eingeht.

 

Die gezeigten Pilze wuchsen im eigenen Garten unter einer großen Salweide.

B. Miggel
B. Miggel

Die Hüte können riesige Ausmaße annehmen. Das im nächsten Bild gezeigte Exemplar maß an der breitesten Stelle 49 cm im Durchmesser. Hier erkennt man auch, dass die Stiele kurz und dick sind:

B. Miggel
B. Miggel

Die Pilze besitzen eine cremefarbene, feinfilzige, bei Nässe schwach klebrige Hutoberfläche, die bräunlich rosafarbene Bereiche aufweisen kann. Die Milch ist bleibend weiß. Die Fruchtkörper kommen bereits ausgebreitet aus dem Boden, so dass man mit Fug und Recht von "Erdschiebern" reden kann. Der Hutrand ist stark eingerollt, ausgewachsene Exemplare sind mittig vertieft:

B. Miggel
B. Miggel

Die Fruchtkörper riechen sehr schwach fruchtig; der  Geschmack ist zuerst mild, nach 10 Sekunden sehr scharf und im Hals kratzend, die Milch zuerst mild, nach 10 Sekunden im Hals kratzend.

Die Sporen sind ellipsoid bis länglich, die Ornamentation derb gratig-netzig, dabei fast vollständige Netze bildend. Die Grate sind bis 0,5 µm hoch.

 

Mittelwerte einer 33-Sporen- Probe, basierend auf dem 95 %-Erwartungswert
(Länge L, Breite B, Schlankheitsgrad Q = L / B, Volumen V, Index für Mittelwert av (average): 

 

Lav x Bav: 6,3-6,5 x 4,8-5,0 µm, Qav: 1,28-1,35, Vav: 77-83 µm³

 

Sporen unter dem Lichtmikroskop:

B. Miggel
B. Miggel
Sporen unter dem Raster-Elektronenmikroskop (Ein herzlicher Dank an Bernd Podratzki)
Sporen unter dem Raster-Elektronenmikroskop (Ein herzlicher Dank an Bernd Podratzki)

Weiterführende Literatur:
Heilmann-Clausen et al.
(2000): The genus Lactarius. – Fungi of Northern Europe, Vol. 2. – Danish Mycol. Soc.
https://fundkorb.de/pilze/lactarius-controversus-rosascheckiger-milchling

Leberbrauner oder Später Milchling (Lactarius hepaticus)

 

Im Spätherbst 2020 stieß ich in meinem Kartierungsgebiet Waldmoor-Torfstich bei Keltern auf eine Gruppe des Leberbraunen Milchlings. Beim Fundort handelt es sich um einen sauren Nadelmischwald auf Torfboden mit Moor- und Waldkiefern, Fichten und einzelnen Moorbirken.  

B. Miggel 2020
B. Miggel 2020

Die Hüte dieses kleinen Milchlings sind bis 35 mm breit, schon früh ausgebreitet, alt trichterförmig, trocken, matt glänzend, sich wie Wachs anfühlend, gleichmäßig trüb schokobraun, dunkelbraun, lederbraun, leberbraun (K & W 6E-F8). Der Hutrand ist heller und durchscheinend gerieft. Die Lamellen sind viel heller als der Hut, blass orange (K & W 5A-B3). Der Stiel misst bis 44 x 8 mm, ist enghohl, schwach glänzend, trocken, glatt, dunkel rotbraun (K & W 9D-E5-6). Das Fleisch des Pilzes geruchlos und im Geschmack leicht bitter. Die Milch ist weiß, gilbt aber auf einem Papiertaschentuch spontan, schmeckt leicht bitter und kratzt im Hals.


B. Miggel
B. Miggel

Um die Struktur der Lamellen zu zeigen, sind sehr dünne Querschnitte erforderlich. Das Bild zeigt die Lamellenfläche im Schnitt. Es sind zwei Pleuromakrozystiden in ihrem spitz zulaufenden Apikalbereich zu sehen, eine davon vermaßt. Die Basidien sind viersporig.

B. Miggel
B. Miggel

Die Sporen sind subglobos bis breit ellipsoid und besitzen ein stark amyloides Ornament. Dieses ist bis zu 0,5 µm (max. 0,7 µm) hoch, warzig-gratig, wobei das Ornament fast vollständige Netze bildet. Der Hilarfleck färbt sich bei unserer Art mit Melzers Reagenz nicht an. er ist also inamyloid. Als Maße gebe ich hier von einer 24 Sporen umfassenden Probe die 95-prozentige Schätzung der Durchschnittswerte an (L = Länge, B = breite, Q = Schlankheitsgrad = L / B,
V = Volumen = 0,523 x L x B x B, av = Index für Mittelwert (average):


Lav x Bav = 7,2-7,7 x 6,0-6,3 µm         Qav = 1,18-1,25         Vav = 137-162 µm3

B. Miggel
B. Miggel

Weiterführende Literatur:
https://fundkorb.de/pilze/lactarius-hepaticus-leberbrauner-milchling

 

HEILMANN-CLAUSEN J., VERBEKEN A. & VESTERHOLT J., 2000: The genus Lactarius. – Fungi of Northern Europe, Vol. 2. – Danish Mycol. Soc.
K & M: KORNERUP A. & WANSCHER J.H., 1981: Taschenlexikon der Farben. Kopenhagen.

Mohrenkopf-Milchling (Lactarius lignyotus)

 

Am 11.08.2019 fand G. Franke im Nordschwarzwald in Nähe der Grünhütte diesen Milchling im lichten Nadelwald. Er bevorzugt saure Böden. In der Roten Liste für Deutschland wird er als gefährdet geführt.
Beim Mohrenkopf-Milchling handelt es sich um einen Mykorrhizapilz der Fichte. Schneidet man ihn an, dann quillt weiße Milch aus der Schnittstelle. Die z.B. auf dem Fingernagel abtropfende Milch bleibt weiß. Belässt man sie jedoch auf der Schnittstelle, dann verfärbt sie sich im Verlauf der nächsten Minuten rosa.

G. Franke
G. Franke

Weitere Informationen sind zu finden unter:

 

https://www.123pilzsuche.de/daten/details/Mohrenkopf2004.htm

Grubiger Tannenmilchling (Lactarius intermedius)

Bild 1 - am Fundort. Man erkennt die austretende, schwefelgelbe Milch (B. Miggel)
Bild 1 - am Fundort. Man erkennt die austretende, schwefelgelbe Milch (B. Miggel)

Den  Grubigen Tannenmilchling finden wir  ausschließlich bei Weißtannen auf Kalkboden, vor allem im Schwarzwald.  

Die Fruchtkörper werden mit über 20 cm Hutdurchmesser recht groß. Die Hüte sind ungezont, gleichmäßig creme bis hellgelb gefärbt und bei Feuchtigkeit schleimig. Bei jungen Exemplaren ist der Hutrand stark eingerollt und ganz kurz behaart. Mit zunehmendem Wachstum stecken sich die Hüte und nehmen ein trichterförmiges Aussehen an; die Randbehaarung verliert sich dabei. 

Bild 2 – Hutoberfläche eines jungen Fruchtkörpers (B. Miggel)
Bild 2 – Hutoberfläche eines jungen Fruchtkörpers (B. Miggel)

Die Lamellen sind weißlich-creme bis hellgelb, gedrängt stehend, sichelförmig, am Stiel angewachsen, kaum  einmal gegabelt, jedoch vom Hutrand her stark mit Lamelletten untermischt. Die Schneide ist glatt und von gleicher Farbe wie die Fläche.
Das Fleisch ist weißlich, fest und im Stiel knorpelig hart. Die Milch quillt bei Verletzung in großer Menge rein weiß hervor, färbt sich aber innerhalb von Sekunden nach schwefelgelb um.

Der Geschmack ist scharf; einen Geruch konnte ich nicht feststellen.

Bild 3 – Lamellenbereich und Hutrandbehaarung  eines jungen Fruchtkörpers. (B. Miggel)
Bild 3 – Lamellenbereich und Hutrandbehaarung eines jungen Fruchtkörpers. (B. Miggel)

Die Stiele sind kurz, stämmig und hart, anfangs voll, später ausgehöhlt, von außen weiß und mit gelben bis hellbraunen Gruben:

Bild 4 – Stiel eines jungen Fruchtkörpers im Schnitt (B. Miggel)
Bild 4 – Stiel eines jungen Fruchtkörpers im Schnitt (B. Miggel)

Die Sporen sind breitellipsoid, warzig-gratig-teilnetzig und ca. 8,5 x 7,0 µm groß:

Bild 5 –Die  Sporen; Präparat in Melzers Reagenz (B. Miggel)
Bild 5 –Die Sporen; Präparat in Melzers Reagenz (B. Miggel)
REM-Aufnahme: Stefan Diller
REM-Aufnahme: Stefan Diller

Ähnliche Arten:
Der Grubige Milchling Lactarius scrobiculatus (Scop.) Fr. besitzt einen konzentrisch gezonten, am Rand zottig behaarten Hut. Durch die dunkleren, angedrückten Schuppen wirkt der Hut insgesamt dunkler. Auch die Lamellen sind deutlich dunkler als bei der hier vorgestellten Art. Schließlich geht  der Grubige Milchling eine Mymorrhiza mit der Fichte ein.

Der Fransenmilchling Lactarius citriolens Pouzar besitzt zwar ebenfalls einen ungezonten Hut, ist jedoch am Hutrand stark fransig-zottig behaart. Er geht eine Mykorrhiza mit Laubbäumen ein.

 

Weiterführende Literatur:
DÄHNKE, R. (2001): 12 Pilze in Farbfotos: 937.
KRÄNZLIN, F. (2005): Pilze der Schweiz Band 6: Nr. 31.
KRIEGLSTEINER, G.J. (2000): Die Großpilze Baden-Württembergs Band 2: 369-370.

Schüppchen-Milchling (Lactarius spinosulus)

B. Miggel
B. Miggel

Am 15. August 2011 wurde ich nach Alpirsbach im Schwarzwald gerufen, um mir einen auffälligen „Pilzrasen“ auf einem Gartengrundstück anzusehen. Hier wuchsen im Moos unter Rhododendron zahlreiche kleine, mit feinen Schuppen und Haaren übersäte, ziegelrote Milchlinge. Begleitbäume waren Ahorn, Hainbuche und Kiefer, in einiger Entfernung eine Birke.

Es handelte sich um den Schüppchen-Milchling, eine recht seltene Art, die in der Roten Liste gefährdeter Pilze Deutschlands wird die Art in der Katergorie 3 (gefährdet) geführt wird. 

Die Lebensweise ist wie bei allen Milchlingsarten mykorrhizisch, und zwar geht unsere Art eine Symbiose mit der Birke ein.

 

 

 

 

 

Der  Hut wird meist nur 40 mm breit, kann nach HEILMANN-CLAUSEN et al. (2000) allerdings 70 mm erreichen.  Er ist rasch ausgebreitet und mittig vertieft, am Rand eingerollt, ziegelrot, rosa, fleisch- oder lachsfarben, deutlich konzentrisch gezont, dicht mit Schüppchen versehen und am Rand haarig.

Wie man im Bild erkennt, sind die Lamellen cremefarben und laufen Lamellen deutlich am Stiel herab.

Die Milch ist wässerig-weiß und schmeckt, ebenso wie das Fleisch, anfangs mild und wird dann bitterlich bis schärflich. 

 

 

B. Miggel
B. Miggel

Zu verwechseln ist der Schüppchen-Milchling aufgrund seiner typischen Merkmale eigentlich nicht.

 

 

Weiterführende Literatur:

BASSO, T. (1999): Lactarius Pers. – Fungi Europaei 7:391-395.

DÄHNKE, R. (2001): 1200 Pilze in Farbfotos: 970.
HEILMANN-CLAUSEN et al. (2000): The genus Lactarius. – Fungi of Northern Europe, Vol. 2: 166-167.

KRÄNZLIN, F. (2005): Pilze der Schweiz Band 6: Nr. 68.
KRIEGLSTEINER, G.J. (2000): Die Großpilze Baden-Württembergs Band 2: 425-426.

 

 

Braunfleckender Milchling (Lactarius fluens)

 

 

B. Miggel
B. Miggel

Naturbelassene Gartengrundstücke beherbergen mitunter  eine Vielzahl hochinteressanter Pilze. Den hier abgebildeten Braunfleckenden Milchling fand ich Mitte August 2011 in Alpirsbach im Schwarzwald in einem Garten im Gras unter einer Rotbuche, seinem obligatorischen Mykorrhizapartner.

Beim Braunfleckenden Milchling handelt es sich um eine Art mittlerer Größe mit graubraun, graugrün oder oivgrün gefärbtem, ungezontem bis schwach konzentrisch gezontem, bei Feuchtigkeit schmierigem bis leicht klebrigem und dann schwach glänzendem  Hut. Die äußeren ca. 5 mm des Hutrandes sind oftmals deutlich aufgehellt, der äußerste Rand ist stark eingebogen. Die Lamellen junger Fruchtkörper sind weißlich bis hell cremefarben, nie reinweiß. Die oft schon beim Anfassen des Fruchtkörpers in Menge austretende Milch ist weiß. Der Pilz ist geruchlos, der Geschmack von Fleisch und isolierter Milch scharf.

Der Braunfleckende Milchling scheint basenreiche Böden zu bevorzugen. Über Buntsandstein findet man ihn nur längs der Waldwege. Als Mykorrhizapartner kommt neben der Rotbuche möglicherweise noch die Hainbuche in Betracht.

 

 

Verwechslungsmöglichkeiten:

Aufgrund der variablen Hutfarbe ist die Art it einer Vielzahl an Milchlingsarten zu verwechseln. Am ähnlichsten ist der Graugrüne Milchling Lactarius blennius. Dieser ist meist deutlicher grün gefärbt, stärker radial gezont und viel klebriger, der Hutrand ist nicht aufgehellt. Er besitzt im jungen zustand reinweiße Lamellen und nimmt mit weniger basenreichen Böden vorlieb.

 

Weiterführende Literatur:

https://de.wikipedia.org/wiki/Braunfleckender_Milchling
BASSO, M. T. (1999) Lactarius Pers. Fungi Europaei 7: 97-102.

HEILMANN-CLAUSEN, J. et al. (1998) The Genus Lactarius. – In: Fungi of Northern Europe, Vol. 2.: 48-49.

KRIEGLSTEINER, G.J. (2000) Die Großpilze Baden-Württembergs. Band 2: 388.

KRÄNZLIN, F. (2005) Pilze der Schweiz. Band. 6. Russulaceae: Nr. 10.

 

Schwöbel, H. (1978) Notizen und Richtigstellung zu einigen Lactarius-Arten. Z. Mykol. 45 (1): 5-14.

Langstieliger Pfeffermilchling (Lactifluus  piperatus)

 

 

Mitte Juli ist bei uns die Zeit, in der die Pfeffermilchlinge in großer Menge erscheinen. Es handelt sich um häufige Sommerpilze, der eine Mykorrhiza mit Laubbäumen eingehen und die an den Boden keine besonderen Ansprüche stellen. Der hier beschriebene Fund stammt aus einem Kalkbuchenwald (Vogelsang-Biotop) bei Straubenhardt in Baden-Württemberg.

Bild 1 – Langstieliger Pfeffermilchling am Fundort. Der linke Fruchtkörper mit austretender, weißer Milch (B. Miggel)
Bild 1 – Langstieliger Pfeffermilchling am Fundort. Der linke Fruchtkörper mit austretender, weißer Milch (B. Miggel)

Die Pfeffermilchlinge sind  von mittlerer Größe. Ihre Hüte werden allenfalls 120 mm breit.

 

Die Fruchtkörper sind in allen Teilen weißlich bis creme gefärbt und tendieren zum Gilben. Betrachtet man sie von unten, so fällt eine schwach lachsrosa Tönung des Lamellenbereichs auf. Die Lamellen sind sehr gedrängt, schmal und dünn, stark untermischt und häufig gegabelt. Die Stiele sind stämmig, trocken, glatt und vollfleischig. Das Fleisch durchgeschnittener Fruchtkörper verfärbt sich an der Luft an einigen Stellen gelblich, bleibt ansonsten jedoch unverändert weiß. Die abgetropfte Milch bleibt sowohl an der Luft als auch unter Zugabe von Kalilauge weiß.

Bild 2 –Hutoberfläche trocken, glatt, weiß, einige Stellen bräunlich verfärbt (B. Miggel)
Bild 2 –Hutoberfläche trocken, glatt, weiß, einige Stellen bräunlich verfärbt (B. Miggel)
Bild 3 – Lamellen am Stielansatz: vielfach gegabelt, Stielfleisch reinweiß (B. Miggel)
Bild 3 – Lamellen am Stielansatz: vielfach gegabelt, Stielfleisch reinweiß (B. Miggel)
Bild 4 – Lamellen am Hutrandbereich: dünn, gedrängt und stark mit Lamelletten untermischt (B. Miggel)
Bild 4 – Lamellen am Hutrandbereich: dünn, gedrängt und stark mit Lamelletten untermischt (B. Miggel)

Die Sporen sind ellipsoid, einige deutlich länglich, andere geradezu abgerundet rechteckig. Sie besitzen ein sehr niedriges, warzig-gratig-teilnetziges Ornament. Der Hilarfleck ist nicht amyloid.

 

Messwerte: Länge x Breite 7,7-8,0 x 5,5-5,8 µm;  Schlankheitsgrad = Länge / Breite = 1,36-1,44.

Bild 5 – Sporenpräparat in Melzers Reagenz
Bild 5 – Sporenpräparat in Melzers Reagenz
REM-Aufnahme: Stefan Diller
REM-Aufnahme: Stefan Diller

Ähnliche Arten:
Die beiden Wollmilchlings-Arten Lactifluus bertillonii und L. vellereus besitzen zwar die gleiche Farbe, werden jedoch deutlich größer. Außerdem sind ihre Lamellen breiter, dicker und stehen weiter entfernt.
Beim Grünenden Pfeffermilchling Lactifluus pergamenus verfärbt sich das Fleisch an der Luft grünlich und die Milch mit Kalilauge orangegelb.
Die weißen Taublingsarten lassen bei Verletzung keine Milch austreten.

 

 

Weiterführende Literatur:
KRÄNZLIN, F. (2005): Pilze der Schweiz Band 6: Nr. 46
MICHAEL, E., HENNIG, B. KREISEL, H. (1983): Handbuch für Pilzfreunde Band V: Nr. 1
VERBEKEN, A. et al. (2018): Lactarius Pers. In Flora Agaricina Neerlandica Vol 7.: 349

Lachsreizker (Lactarius salmonicolor)

 

Der Lachsreizker ist eine der häufigsten Blutreizkerarten unserer  ausgedehnten Weißtannen-Fichtenwälder. Ich finde ihn fast in jedem Jahr zu Hunderten im Wald an der Schwanner Warte. Die Art geht eine Mykorrhiza mit Weißtannen ein.

Bei frischen Exemplaren sind die Fruchtkörper schön lachsorange. Die bei feuchtem Wetter klebrigen Hüte sind konzentrisch gezont und können bis zu 15 cm breit werden. Die Stiele sind meist hell orange und besitzen große, farbintensive Gruben. Die Lamellen sind kaum einmal gegabelt, jedoch stark mit Lamelletten untermischt. Schneidet man den Pilz an, tritt orangefarbene Milch aus, die sich im Verlauf einer halben Stunde nach weinrot umfärbt.

 

 

Bild 1 - Drei Fruchtkörper zwischen Blaubeeren, Sauerklee, Glänzendem Etagenmoos und Weißtannen. (B. Miggel)
Bild 1 - Drei Fruchtkörper zwischen Blaubeeren, Sauerklee, Glänzendem Etagenmoos und Weißtannen. (B. Miggel)
Bild 2 - Hutoberflächen: links hell und wenig gezont, rechts dunkler und stärker gezont. (B. Miggel)
Bild 2 - Hutoberflächen: links hell und wenig gezont, rechts dunkler und stärker gezont. (B. Miggel)
Bild 3 - Lamellen und geschnittener Stiel: links direkt nach dem Schneiden, rechts nach 15 Minuten. (B. Miggel)
Bild 3 - Lamellen und geschnittener Stiel: links direkt nach dem Schneiden, rechts nach 15 Minuten. (B. Miggel)

Die Sporen sind ellipsoid bis und besitzen bis  1,0 µm hohe, warzig-gratig-teilnetzige Ormanente.
Maße: L x B = 9,8-10,3 x 7,7-8,0 µm     Q = 1,24-1,30     V = 310-350 µm3
(mit L Länge, B Breite, Q Schlankheitsgrad = L/B, V Volumen).

Bild 4 - Sporen-Collage, präpariert in Melzers Reagenz.  (B. Miggel)
Bild 4 - Sporen-Collage, präpariert in Melzers Reagenz. (B. Miggel)

Fertigt man einen Querschnitt durch die Huthaut an, so hat man zuoberst eine sehr dicke Schleimschicht mit schräg zur Hutoberfläche verlaufenden Hyphen, Ixotrichoderm genannt. Die darunter liegende dunklere Schicht aus dicht beieinander liegenden Hyphen nennt man Subkutis. Ganz unten dann das aus Sphaerozysten bestehendes Hutfleisch.

 Bild 5 – Querschnitt durch die Huthaut. Präparat mit Tannin-Eisen- Toluidinblau-Färbung. (B. Miggel)
Bild 5 – Querschnitt durch die Huthaut. Präparat mit Tannin-Eisen- Toluidinblau-Färbung. (B. Miggel)

Verwechslungsmöglichkeit mit anderen Blutreizkararten:
    • Der Fichtenreizker Lactarius deterrimus wächst bei Fichten, der Hut weist neben Orange oft Grüntöne
       auf, der Stiel hat keine Gruben.
    • Der Spangrüne Kiefernreizker Lactarius semisanguifluus wächst bei Kiefern, der Hut weist neben
       Orange oft typisch blaugrüne Farbtöne auf, die Milch schlägt schon nach 3-5 Minuten von Orange nach
       Weinrot um.
    • Der Weinrote Kiefernreizker Lactarius sanguifluus  wächst bei Kiefern, die Lamellen sind ehrer wein-
       bis braunrot mit Violettstich, die Milch ist bereits beim Austreten weinrot.
    • Der Echte Reizker Lactarius deliciosus wächst bei Kiefern, die  orangefarben austretende Milch bleibt
       stundenlang unverändert und wird nach Stunden grünlich.
    • Der Braune Kiefernreizker Lactarius quieticolor ist bei uns eher selten. Er wächst bei Kiefern auf sauren
       Böden. Der Hut ist graubraun bis zimtbraun gefärbt. Meinen bisher einzigen Fund machte ich unter
       einer Waldkiefer auf oberflächenversauertem Boden über Muschelkalk. Seine orangefarbene Milch
       blieb dabei über Stunden unverändert, vergleichbar mit der des Echten Reizkers.

Weiterführende Literatur:
    • DÄHNKE, R.M. (1993): 1200 Pilze in Farbfotos: 950-951.
    • MICHAEL, E., HENNIG, B. KREISEL, H. (1983): Handbuch für Pilzfreunde Band V: Nr. 22.
    • REIL, P. (1992): Schlüssel für die rotmilchenden Reizker, Gattung Lactarius, Sektion Dapetes.
       Südwestdeutsche Pilzrundschau, 1992, Heft 1: 2-7.

 

    • https://de.wikipedia.org/wiki/Lachs-Reizker

Fichtenreizker (Lactarius deterrimus)

 

In den Weißtannen-Fichten-Mischwäldern des Nordschwarzwaldes wächst, bis in den Spätherbst hinein, der mykorrhizisch an Fichte gebundene Fichtenreizker. Den hier beschriebenen Fund machte ich am 28.10.2021 im Walddistrikt Schelmenbusch an der Schwanner Warte. Begleitbäume waren Fichten, Weißtannen, Waldkiefern und Rotbuchen.


Er ist meist leicht am Fundort erkennbar durch folgende Merkmale:

     • trüb orange Fruchtkörperfarbe, reife Fruchtkörper stets mit grünlichen Bereichen,
     • fast ungezonter Hut, Stiel glatt, ohne Gruben,
     • orangefarbige, sich langsam weinrot verfärbende Milch,
     • verzögert bitterlicher, dann schärflicher und im Hals kratzender Geschmack.

Bild 2 -  Drei reife Fruchtkörper am Fundort (B. Miggel)
Bild 2 - Drei reife Fruchtkörper am Fundort (B. Miggel)
Bild 3 - Der Stiel ist glatt, besitzt jedoch Andeutungen von Gruben oder ist schwach gefleckt (B. Miggel)
Bild 3 - Der Stiel ist glatt, besitzt jedoch Andeutungen von Gruben oder ist schwach gefleckt (B. Miggel)

Die Stielspitze verdient Beachtung: Sie ist meist heller als der übrige Stiel. Hier im Bild ist sie als deutliche, weißliche "Ringzone" ausgebildet:

Bild 4 - Längs durchgeschnittener, junger Fruchtkörper: Stielspitze (B. Miggel)
Bild 4 - Längs durchgeschnittener, junger Fruchtkörper: Stielspitze (B. Miggel)

Die Hüte sind bei feuchter Witterung klebrig bis schleimig; die Lamellen sind gedrängt, stark mit Lamelletten untermischt und in Stielnähe vielfach gegabelt:

Bild 5 - Blick auf die Hutoberfläche sowie auf den Lamellenbereich (B. Miggel)
Bild 5 - Blick auf die Hutoberfläche sowie auf den Lamellenbereich (B. Miggel)

Die Verfärbung des angeschnittenen Fleisches und der Milch ist bei dieser Art bestimmungsrelevant. Erst nach 10 Minuten beginnt eine Umfärbung von orange nach weinrot, die nach einer halben Stunde abgeschlossen ist:

Bild 6 – Geschnittener Fruchtkörper: Verfärbungen nach unterschiedlichen Zeitpunkten (B. Miggel)
Bild 6 – Geschnittener Fruchtkörper: Verfärbungen nach unterschiedlichen Zeitpunkten (B. Miggel)

Die Sporen sind ellipsoid, die Ornamentation warzig-gratig-teilnetzig, mit rel. wenigen isolierten Warzen. Hochgerechnete Mittelwerte:
Lav x Bav = 9,2-9,5 x 6,9-7,2 µm     Qav = 1,30-1,36     Vav = 231-254 µm3
mit L Länge, B Breite, Q Schlankheitsgrad = L/B, V Volumen, av Average (Mittelwert)

Bild 7 - Sporen-Collage in Melzers Reagenz (B. Miggel)
Bild 7 - Sporen-Collage in Melzers Reagenz (B. Miggel)

Wichtig zu wissen:
Der Fichtenreizker wurde erstmalig von GRÖGER, F. (1968) gültig beschrieben. Erst seine Arbeit schaffte Klarheit in den  Abgrenzungen der bei uns fünf häufigsten Reizkerarten (L. deliciosus, deterrimus, sanguifluus, semisanguifluus, salmonicolor).

Weiterführende Literatur:
GRÖGER, F. (1968): Zur Kenntnis von Lactarius semisanguifluus Heim et Leclair. – Westf. Pilzbr. Bd. 7 Heft 2 (1968/1969): 3-12.
REIL, P. (1992): Schlüssel für die rotmilchenden Reizker, Gattung Lactarius, Sektion Dapetes. Südwestdeutsche Pilzrundschau, 1992, Heft 1: 2-7
http://tintling.com/pilzbuch/arten/l/Lactarius_deterrimus.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Fichten-Reizker

Machen Sie uns stark

Naturschutzjugend